Autor*in: J. M. Weimer | Verlag: SP | Genre: Romantasy | Setting: New York City | Einzelband (abgeschlossen, ein weiterer Band ist in Planung)


Cover/Ausstattung

Ich habe das Taschenbuch bei einer Leserunde (Lovelybooks) gewonnen. Ich war wirklich überrascht, als es hier ankam, die Ausstattung ist großartig! Klappen, lackierte Schrift auf dem Cover, nicht zu schwer und ein stabiler Buchrücken, der auch nach dem Lesen noch aussieht wie neu.

Das Cover gefällt mir gut, es hat ein durchgehendes Hintergrundbild mit der Wirbelsäule, bzw. dem Brustbein genau auf dem Buchrücken. Gerippe finde ich eh gut, die Rose ist jetzt nicht so mein Ding, aber das ist eine persönliche, tief sitzende Abneigung gegen dieses Gewächs. Die Titelschrift hätte etwas mehr Liebe seitens der/des Designer*in verdient, die Abstände der Buchstaben machen meinen inneren Monk ganz hibbelig.

Im ersten Viertel des Textes bestaunte ich die Abwesenheit von Fehlern. Ja wirklich, ich war echt beeindruckt. Danach ließ dieser Zustand leider nach und es schlichen sich doch so einige ein, die ich aber als „noch halbwegs im Rahmen“ (ihr wisst, ich bin da pedantisch) bezeichnen würde. Auch der Buchsatz löste in mir die helle Freude aus: keine Hurenkinder/Schusterjungen, schönes Graubild, alles toll. Auch das änderte sich leider gegen Ende hin. Vor allem die Wortabstände waren dann so eine Sache, durchaus mal eins zu Beginn der Zeile und eins am Ende. Trotzdem insgesamt eine gute Arbeit.

Vom Lektorat kann ich das jetzt eher nicht so behaupten. Das würde ich persönlich wohl kein zweites Mal buchen.


Titel/Klappentext

Der Titel ist perfekt gewählt. Mehr kann man dazu nicht sagen. Absolut perfekt.

Der Klappentext ist … nun ja. In Großbuchstaben. Kann man machen, muss man aber nicht. Inhaltlich verrät er grob die gesamte Story, aber da diese ohnehin erwartungskonform verläuft, ist das nicht schlimm. Über dem Text findet sich noch ein Zitat, das im Grunde beide Protagonisten beschreibt. Das ist nett gewählt, auch wenn ich persönlich Zitate auf dem Deckel nicht mag.


Schnickschnack

Ja, Schnickschnack. Gibt es hier einiges und das ist toll. Deshalb erwähne ich es an dieser Stelle. Im Buch finden sich hauptsächlich zu den Kapitelanfängen kleine Illustrationen. Es ist wirklich hübsch, auch wenn es sich um Rosen handelt.^^

Am Anfang wurde ich von einer Triggerwarnung begrüßt. Also eigentlich von einem Hinweis, dass sich am Ende des Buches eine befindet. Leider ist sie nicht wirklich am Ende, sondern irgendwo zwischen Epilog, Danksagung und Bonusmaterial, was wildes Geblättere meinerseits nach sich zog. Aber sie ist gut gemacht, es ist nur ein einziger Punkt aufgeführt, dieser allerdings zusammen mit Hilfsangeboten, sollte man selbst betroffen sein. Ganz großes Lob und ganz viel Liebe dafür!

Direkt danach hat mich ein Keksrezept angesprungen. Das Besondere daran war die „geheime Zutat“ in der Liste. Aber keine Angst, beim Lesen der Geschichte erfährt man, was die „geheime Zutat“ ist und kann das Rezept dann nachbacken.

Dann folgte eine einseitige Playlist, die ich ganz schnell überblättert habe. Ich persönlich kann das nicht nachvollziehen und fühle mich von Playlisten so genervt wie andere vom Wort „Triggerwarnung“. Jedem Tierchen sein Pläsierchen, nicht wahr?


Mein Leseeindruck

Der Prolog umfasst nur wenige Zeilen, bringt aber den aktuellen Zustand des Protagonisten Loan sehr gut auf den Punkt. Keine ellenlangen Erklärungen notwendig, einfach knackig gesagt, was Sache ist und weiter. Gefällt mir sehr. Fast so gut wie die erste Kapitelüberschrift, die mir komplett aus der Seele spricht: „Ich hasse Konversation“.  Überhaupt sind die Kapitelüberschriften sehr, sehr gut gewählt.

Der Schreibstil ist flüssig, die Geschichte ließ sich ganz gut weglesen. Erzählt wird hauptsächlich aus Loans Sicht in der Ich-Perspektive (Präteritum). Gelegentlich kommen auch Kapitel mit Sophias Sicht dazu, wodurch ich selbige besser kennenlernen konnte. Am Anfang mochte ich die beiden irgendwie, auch wenn mir gerade Sophia mit ihrem Selbstmitleid schnell auf die Nerven ging.

Die Protagonisten entsprechen beide nicht dem „schön-stark-sexy-perfekt“-Typus, was ich eigentlich einen netten Ansatz fand. Aber leider führt genau der Umgang damit dazu, dass ab einem gewissen Punkt die Sterne in meiner Bewertung nur so purzeln würden, würde ich hier welche vergeben. Zunächst war ich nur irritiert, dann schockiert und am Ende entsetzt.

Sophia beschreibt sich selbst als klein und dick und ist damit nicht nur unzufrieden, sondern fängt auch mal an zu weinen, wenn sie in den Spiegel sieht, sie akzeptiert sich selbst in keinster Weise. Auf der anderen Seite wird beschrieben, sie sei selbstbewusst, da sie gerne (zu) enge und knappe Kleidung trage. Das passt für mich nicht zusammen und auch Sophias Charakterdarstellung gibt das nicht wirklich her. Mir drängte sich der Eindruck auf, dass hier „von außen“ eine starke Protagonistin dargestellt werden sollte, die Handlungen der Figur entsprachen dem aber nicht. Für mich machte es die ganze Figur inkonsistent. Auch Loan bemitleidet sich für sein Äußeres, allerdings liegt mein Problem mit diesem Charakter auf einer ganz anderen Ebene, auf die ich später zurückkommen möchte.

Lasst uns an dieser Stelle erst einmal kurz über das Thema „Bodyshaming“ sprechen. Sophia entspricht nicht dem derzeit gängigen Idealbild (gut gemacht), versinkt aber zeitgleich in Selbstmitleid (nicht gut, gar nicht gut). Gleiches gilt für Loan. Alle anderen beschriebenen Charaktere sind optisch quasi perfekt und fühlen sich wohl in ihrer Haut. Im Grunde wird hier impliziert und vorausgesetzt, dass „unperfekte“ Charaktere immer auch unzufrieden sind. Das ist eine Message, die ich – höflich ausgedrückt – sehr bedenklich finde. Sophia reduziert im weiteren Verlauf jeden auf die Optik und teilt auch mit großer Kelle aus (Worte wie „Skinny Bitch“ sind da nur das i-Tüpfelchen). Bodyshaming funktioniert in alle Richtungen und das vollzieht Sophia in großem Stil. Da nutzt es auch nichts, dass sie betont, sie würde ihre Freundinnen furchtbar lieb haben, ihre Handlungen passen nicht dazu. Nun könnte man sagen, „der Charakter ist halt so“. Leider setzt es sich aber so fort, dass besagte Freundinnen nicht nur als sehr hübsch, sondern auch als sehr oberflächlich, slutty und na ja … irgendwie dumm dargestellt werden. Überhaupt spielt das Aussehen der Charaktere (für die anderen Charaktere) eine viel zu große Rolle, wird in Stereotypen unterteilt und ich fragte mich permanent: Warum? Im Verlauf der Handlung beginnt Loan sich zu verändern, er fühlt sich wohler und – ihr ahnt es vermutlich schon – wird zeitgleich „hübscher“.

Loan auf der anderen Seite arbeitet sich das Strafgesetzbuch rauf und runter, findet Lügen (auch Sophia gegenüber) völlig okay und kann auch regelrecht besitzergreifend werden – was sich im Herabsetzen anderer (natürlich wieder auf deren Optik bezogen) zeigt. Für mich der absolute Inbegriff von toxischem Verhalten, was aber als „schon okay, das liegt ja jetzt hinter ihm“ ausgehebelt wird. In einer Dark Romance ist das nicht selten und gehört in manchen Fällen auch einfach dazu, aber in einer Romantasy erwarte ich dann doch eher ein etwas kritischeres Auseinandersetzen mit diesem Thema, zumal Loan kein „Bad Boy“ ist und auch nicht als solcher dargestellt wurde.

Beide Charaktere wurden mir im Verlauf der Handlung immer unsympathischer, weshalb die Romantik zwischen ihnen – die ja eigentlich mehr oder weniger im Mittelpunkt einer Romantasy stehen sollte – komplett an mir abprallte. Das ist schade, denn sie war gut beschrieben und bestimmt auch nachvollziehbar, hätte ich die beiden auch nur im Geringsten gemocht.


Fazit

Mein Buch war es leider nicht. Die Geschichte ist solide mit einigen Schwächen (Patzer im Lektorat, nicht sauber ausgearbeitete Vampirbiologie, Charakterinkonsistenz) und guten Ansätzen (die an dieser Stelle zu sehr spoilern würden, deshalb findet ihr sie ganz am Ende der Darstellung der Vampire nach dem Warnhinweis). Aus dem Plot hätte man wesentlich mehr herausholen können, auch Sophia hätte die starke Protagonistin werden können, die sie vermutlich sein sollte. Wer über die von mir angesprochenen Punkte hinwegsehen kann, dem sei „Dead Hearts Can’t Love“ ans Herz gelegt. Ist man in der Lage, die beiden Charaktere ins Herz zu schließen, dann bekommt man eine gut geschriebene Romantasy präsentiert. Bei mir hat es leider nicht funktioniert.


Darstellung der Vampire

Loan Ryder beschreibt sich selbst als relativ kleiner, „schwächlicher Hänfling“ mit blasser, gräulicher Hautfarbe und fettigen Haaren. Die anderen Vampire, die man im Verlauf kennenlernt, sind alle eher größer und teilweise auch „eindrucksvoller“. Insgesamt sehen sie aber alle recht menschlich aus. Die Fangzähne wachsen nur bei Bedarf aus dem Kiefer, also können sie sich gut tarnen. Einzig ihre sehr kalte Haut kann sie bei Berührung verraten – und natürlich der fehlende Herzschlag, sollte mal jemand an der Brust nachhorchen. Sie können Essen und Trinken, allerdings liegt die Aufnahme menschlicher Nahrung im Genussfaktor irgendwo zwischen geschmacksneutral und „Pappe“. Auf die Toilette müssen sie niemals (was für mich die Frage aufwirft, was mit den runtergeschluckten Dingen passiert).

Tot oder lebendig?

Eindeutig tot. Das Vampirgift stoppt den Stoffwechsel, das Herz hört auf zu schlagen, sie kühlen aus. Damit altern sie auch nicht mehr und können theoretisch tausende Jahre so existieren – vorausgesetzt, sie bekommen alle zwei bis drei Tage menschliches Blut, sonst hungern sie mit der Zeit aus und werden zu „Verlorenen“. Letztere sind dann doch eher auffällig, fressen alles, was man ihnen vor die Nase setzt und werden (von den anderen Vampiren) wie Hunde gehalten – sie sprechen nicht mehr, denken vermutlich auch nicht und haben insgesamt alle Menschlichkeit verloren.

Trinkt ein Vampir zwischendurch Vampirblut, macht es ihn mächtiger (siehe „Fähigkeiten und Eigenschaften“). Durch den fehlenden Stoffwechsel können Vampire ihr Blut nicht regenerieren, weshalb sie tunlichst darauf achten sollten, nichts davon zu verlieren. Ein Vampir mit zu wenig Blut ist schwächer als seine Artgenossen, praktischerweise heilen Wunden aber ganz fix wieder zu.

Wo kommen sie her?

Ein Mensch kann durch einen Biss zu einem Vampir werden. Wie genau das vonstatten geht, wird nicht weiter ausgeführt. Nicht alle Menschen verwandeln sich, ein einfacher Biss reicht daher vermutlich nicht aus.

Es gab mal einen Urvampir, ihren „Schöpfer“ Asrath. Wo der herkam und warum er ein Vampir war, wird nicht weiter erwähnt. Die Ältesten gelten als direkt von Asrath verwandelt, alle anderen kamen dann durch das Schneeballsystem.

Die Vampire sind organisiert, es gibt einen Ältestenrat und sogenannte „Hüter“, die die Anweisungen, Regeln und Gesetze des Rates überwachen und durchsetzen.

Fähigkeiten und Eigenschaften

Das ist etwas, was ich an diesem Buch wirklich mal als außergewöhnlich empfunden habe – die Vampire können im Grunde nichts. Gut, „ewige Jugend“ ist durchaus mehr als nichts, aber das war es dann auch schon. Sie haben keinerlei Einschränkungen durch Sonne, fehlendes Spiegelbild, Knoblauch, Kreuze oder sonst irgendetwas – dafür gibt es aber im Normalfall auch keine Boni wie extreme Geschwindigkeit oder Beeinflussung von Gedanken.

Loan Ryder kann/muss im Regelfall nicht schlafen, was vermutlich für alle dieser Spezies gilt.

Einzig der Genuss von Vampirblut kann für Vorteile sorgen, wie genau sich diese abgesehen von rot-leuchtenden Augen äußern, wird nicht näher erwähnt (sie werden „mächtiger“). Zumindest einer der Ältesten scheint sehr schnell und recht stark zu sein dadurch.


Achtung, jetzt kommt ein übler Spoiler!

Vampirismus ist heilbar

Das Vampirgift im Körper kann neutralisiert werden. Dies geschieht über eine chemische Reaktion, die im Gehirn ausgelöst wird. Ich denke, ich muss nicht erwähnen, was es ist, da kommt ihr ganz von selbst drauf, es handelt sich schließlich um Romantasy. 😉

No responses yet

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert