Ich habe das eBook vom Verlag als Leseexemplar über NetGalley zur Verfügung gestellt bekommen. Da klar war, dass ich es auch rezensieren möchte, habe ich die Gelegenheit genutzt, und auf der LBM ein paar Bilder der Printausgabe geschossen. Nicht wundern: Der Farbschnitt wurde extra für dieses Exemplar angefertigt, ihr habt also nichts verpasst, wenn ihr eins ohne bunten Rand im Regal stehen habt.

Drei Magier und eine Margarita

Drei Magier und eine Margarita – oder: Wie viele Bauchmuskeln braucht eine Geschichte?

Manchmal liest man ein Buch und fragt sich hinterher: Was genau ist hier eigentlich passiert? Und warum zur Hölle wurde so viel über das Aussehen der Charaktere gesprochen?

„Drei Magier und eine Margarita“ aus dem Second Chances Verlag fing eigentlich ganz vielversprechend an. Humorvoller Schreibstil, ein bisschen Magie, eine Prise Chaos – das klang nach einer netten Mischung. Aber dann … dann entschied sich das Buch, einen anderen Weg einzuschlagen. Und dieser Weg führte in eine etwas einseitige Darstellung der drei Magier und ließ haufenweise Potenzial einfach verpuffen.

Drei Magier und eine Margarita -Klappentext

Man stelle sich vor: Unsere Protagonistin landet in einer magischen Bar (coole Idee!), trifft drei geheimnisvolle Magier (uuuuh, nice!) und dann … passiert lange Zeit nicht viel außer hormonellem Aufruhr. Die Magier werden immer wieder auf ihr attraktives Äußeres (Bauchmuskeln!) reduziert, während ihre tatsächlichen Persönlichkeiten kaum zur Geltung kommen. Charaktertiefe? Leider etwas zu kurz gekommen.

Aber gut, vielleicht hätte das noch verkraftet werden können, wenn die Protagonistin irgendwie greifbar oder gar sympathisch gewesen wäre. Stattdessen bekommen wir eine Figur, die vor allem durch cholerische Ausraster glänzt. Kurze Zündschnur? Check. Schnell eingeschnappt? Doppelcheck. Egozentrisch bis zur Schmerzgrenze? Dreifachcheck! Es ist schwierig, mit jemandem mitzufiebern, der bei jeder Gelegenheit aus der Haut fährt, oft ohne dass es dafür einen nachvollziehbaren Grund gibt. Und das alles in einer Geschichte, die sich schneckenhaft durch ihre Seiten schleppt, bis sie – gerade als man hofft, dass jetzt vielleicht doch noch etwas passiert – einfach vorbei ist. Okay, ab und zu wird gekämpft. Das ist allerdings ebenso hilfreich für die Tiefe wie wiederholende Sexszenen in schlechten Bumsbüchern. (Je länger ich darüber nachdenke: Letzteres hätte vielleicht tatsächlich etwas beitragen können.)

War es also unterhaltsam? Gelegentlich, ja. Gab es magisches Potential? Durchaus. Hat es das genutzt? Leider nicht vollständig. „Drei Magier und eine Margarita“ bleibt letztlich eine Geschichte, die ihre Charaktere nicht voll entfaltet, eine unausgeglichene (aber immerhin konsistente) Hauptfigur ins Zentrum stellt und sich selbst nicht so recht darüber bewusst ist, dass sie nicht nur einen Prolog darstellt, sondern ein ganzes Buch. Ja, auch der erste Teil einer mehrbändigen Reihe darf schon in die Vollen greifen und den Charakteren nicht nur Tiefe, sondern auch Entwicklung gönnen.

Wer auf leichte, humorvolle Fantasy steht und kein Problem damit hat, dass die Handlung eher gemächlich voranschreitet, könnte hier vielleicht ein paar nette Stunden haben. Alle anderen? Bestellen sich besser einfach eine echte Margarita und blättern weiter.

Drei Magier und eine Margarita

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