Manchmal stolpert man über ein Buch, das einen mit einer bittersüßen Note genau dort trifft, wo man es nicht erwartet. Bossanova Bar Christmas von Mathias Kopetzki ist genau so ein Buch. Es mag klein und unscheinbar wirken – gerade mal 120 Seiten –, doch die Geschichte hat es in sich und hallt noch lange nach. Perfekt für diese kalte Jahreszeit, wenn die Nächte länger und die Gedanken schwerer werden.
Ich habe das Buch kostenfrei als Rezensions-Exemplar vom Carpathia Verlag erhalten.
Der Plot: Ein Weihnachtsabend der anderen Art
David, der Protagonist, kehrt nach Jahren in seine Heimatstadt zurück. Nicht aus purer Nostalgie, sondern um eine alte Tradition mit seinem Jugendfreund Martin wieder aufleben zu lassen: Heiligabend in Martins Bar. Doch statt einer gemütlichen Reunion gerät David in eine Nacht, die mehr Fragen aufwirft, als sie beantwortet. Martins Bar ist nicht mehr das, was sie einmal war, und der Abend entwickelt sich zu einem surrealen Trip in die Vergangenheit, bei dem Realität und Erinnerung miteinander verschmelzen.
Diese Mischung aus melancholischer Rückschau und mysteriöser Gegenwart hat mich direkt gepackt. Es ist nicht einfach nur eine Geschichte über Freundschaft – es ist eine Geschichte über das, was Freundschaft überdauert (oder eben nicht).
Freundschaft und Vergänglichkeit
Was mich am meisten beeindruckt hat, ist die Art, wie die Freundschaft zwischen David und Martin erzählt wird. Kopetzki verwendet Rückblenden, um uns die beiden Charaktere und ihre Dynamik näherzubringen. Und das funktioniert hervorragend. Man versteht, warum David sich so verhält, wie er sich verhält – selbst wenn man nicht mit allen seinen Entscheidungen einverstanden ist. Zugegeben: Ein paar von Davids Aktionen fand ich persönlich vollkommen daneben.
Besonders gelungen finde ich, dass sich viele Szenen unglaublich real anfühlen. Vielleicht liegt es an der scharfen Beobachtungsgabe des Autors oder an seinem fast schon poetischen Schreibstil, der die kleinen, oft unscheinbaren Momente im Leben einfängt. Ich habe mich selbst in manchen Anekdoten über die Freundschaft von David und Martin wiedererkannt – und ich bin mir sicher, dass es anderen Leser*innen genauso gehen wird. Wer kennt nicht diese bittersüße Mischung aus Nostalgie und Reue, wenn man an alte Freundschaften denkt?
Weihnachten mal anders
Was dieses Buch definitiv nicht ist: eine kitschige Weihnachtsgeschichte. Wenn du also nach einem fröhlichen, schneebedeckten Happy End suchst, ist das hier nicht dein Buch. Bossanova Bar Christmas ist eher wie ein melancholisches Weihnachtslied – eins von denen, die leise im Hintergrund laufen und dich plötzlich nachdenklich machen, weil sie genau ins Schwarze treffen.
Am Ende hinterlässt das Buch kein beschwingtes, sondern eher ein nachdenkliches Gefühl. Es regt an, über Vergänglichkeit, Traditionen und die Bedeutung von Heimat nachzudenken. Gerade diese Schwermut macht es aber so besonders. Man kann sich nicht nur in der Geschichte verlieren, sondern auch in den Gedanken, die sie auslöst.
Fazit: Kleines Buch, große Wirkung
Mit seinen 120 Seiten ist Bossanova Bar Christmas schnell gelesen, aber es hat mich länger beschäftigt, als ich erwartet hätte. Es ist ein stilles, nachdenkliches Buch, das perfekt für dunkle Winterabende ist – vor allem, wenn man selbst schon mal über alte Freundschaften nachgedacht hat.
Definitiv eine Empfehlung für alle, die keine klassische Weihnachtslektüre suchen, sondern eine Geschichte, die sie tief berührt und vielleicht ein bisschen melancholisch stimmt.
Das Chaospony aka Sandra Lina bloggt nicht nur und schreibt das ein oder andere Büchlein, es ist auch noch das Verleger-Pony im Chaospony Verlag. Finden kann man es auf Konzerten, Buchmessen, Festivals oder in der Buchhandlung Zeilenmagie (die hinter der Theke mit den bunten Haaren).
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